Dieses Buch ist schon etwas älter, genauer gesagt ist es in dieser Form 1978 erstmals erschienen. Die wenigen Bilder darin sind nicht besonders attraktiv und es enthält ziemlich viel Text. Das Sortiment hat sich seither auch stark vergrößert, weshalb darin viele wichtige Sorten fehlen und einige botanischen Namen haben sich mittlerweile geändert. Trotzdem möchte ich diesen Klassiker allen ans Herz legen, die sich intensiver mit den Gartengräsern beschäftigen wollen.
In seiner unvergleichlichen Art, geballtes Fachwissen in einer poetischen Sprache darzustellen, begeistert Karl Foerster († 1970) seine Leser. Dem engagierten Staudenzüchter ist es zu verdanken, dass Gräser überhaupt zu der Bedeutung gelangt sind, die sie nun in der Gartengestaltung haben. Damals, als dieses Buch herauskam, war es für viele Gartenbesitzer vermutlich noch ein Unding, solches "Unkraut" in den gepflegten Ziergarten zu pflanzen.
Foerster beginnt mit einer kleinen Kulturgeschichte der Gräser und widmet sich dann gleich der gärtnerischen Praxis, indem er Vermehrungstechniken für verschiedene Gräser erläutert. Dann folgen die Porträts der einzelnen Gattungen, Arten und Sorten mit ihren Eigenschaften und Ansprüchen. Zu vielen Porträts gibt es Karten, auf denen Naturstandorte und Verbreitungsgebiete eingezeichnet sind. Erfahrene Gärtner können daraus wertvolle Rückschlüsse für die Verwendung im Garten ziehen. Der Autor verweist immer wieder auf persönliche Erlebnisse und Erfahrungen und diese dürften für alle, die mit Gräsern intensiver arbeiten möchten, von besonderem Interesse sein.
Der zweite Teil des Buches ist den Farnen gewidmet und auch hier bestechen die Pflanzenbeschreibungen durch die detaillierten Fachkenntnisse des Autors. Sehr hilfreich zur Beetgestaltung mit Farnen sind die Empfehlungen geeigneter Nachbarpflanzen.
Für beide Pflanzengruppen findet man in diesem Werk zahlreiche Listen, in denen sowohl die Gräser als auch die Farne nach besonderen Eigenschaften aufgeführt sind. Tabellen mit hohen und niedrigen Arten, solchen die saure oder alkalische Böden bevorzugen, sowie Arten für sonnige oder schattige Plätze darf man dabei noch zu den eher banalen Listen zählen. Foerster hat auch so verheißungsvolle Aufzählungen wie "Gräser und Seggen von auffallender Blütenschönheit" oder "Farbenklang blauer Gräser vor Gruppen gelb- und braunblühender Stauden" erstellt. Schade nur, dass durch die ständigen Änderungen in der Pflanzen-Nomenklatur viele botanische Gräsernamen mittlerweile veraltet oder ungültig sind, aber das Problem hat man ja leider bei vielen älteren Gartenbüchern.
Für Gartengestalter nach meiner Einschätzung immer noch ein Standardwerk. Interessierte Laien werden dem Buch sicher auch einiges abgewinnen. Die Bilder lassen etwas zu wünschen übrig, was die lebhafte Sprache und die teils sehr poetischen Pflanzenbeschreibungen aber wieder wettmachen.
Einzug der Gräser und Farne in die Gärten
Karl Foerster
ab der 4. Auflage bearbeitet von Bernd Röllich
Ulmer 1988 (7. Auflage)
Gebunden mit Schutzumschlag
256 Seiten, 171 Farbfotos, 70 Verbreitungskarten
EUR 29,90
Format 17,5 x 25 cm
ISBN 3-8001-6365-9
In gekürzter Form erschien dieser Buchtipp in der Ausgabe Frühjahr/Sommer 2011 des Gartenkulturführers.
Karl Foerster war einer der bedeutendsten deutschen Staudenzüchter und Autor unzähliger Publikationen zu Garten- und Pflanzenthemen. Die 1910 von ihm gegründete Staudengärtnerei besteht noch heute und der Karl-Foerster-Garten in Potsdam-Bornim ist ein bedeutendes Zeugnis europäischer Gartenkultur.