Die englische Gartengestalterin schreibt über die Entstehung der schattigen Bereiche ihres eigenen, berühmten Gartens und das sollte man wissen, ehe man sich auf dieses Buch einlässt. Dieses Buch ist kein Standardwerk zur Anlage eines Schattengartens, sondern eine Sammlung von Impressionen aus dem Garten der Autorin. Der Untertitel trifft es ziemlich gut. Es dreht sich viel um Stimmungen in diesen, nach Jahreszeiten geordneten Texten. Die Autorin ist eine ausgezeichnete Beobachterin und mit ihrem ganz speziellen Blick auf die Pflanzenwelt beschert sie uns unverhoffte Einblicke in den Zauber der Schattenpflanzen.
Beth Chatto gehört zu den einflußreichsten, britischen Gartenpersönlichkeiten unserer Zeit. 1960 begann sie unter schwierigsten Bedingungen mit der Anlage ihres Gartens im englischen Colchester, der heute mit der angeschlossenen Gärtnerei für "unusual plants" weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und zu einem Mekka für Pflanzenliebhaber geworden ist. In "Schattengarten" beschreibt sie, wie sie einige, zunächst mit allerlei Gestrüpp bewachsenen Gartenbereiche, zu einem stimmungsvollen Waldgarten umgewandelt hat, der zu allen Jahreszeiten Höhepunkte bietet. In Chattos Waldgarten wächst eine Vielzahl besonderer Pflanzen und zu allen weiß sie kleine Geschichten zu erzählen. Wir begegnen Hundszahn und Elfenblume, Dreiblatt, Krötenlilie oder diversen Arten von Schattensteinbrech, die im lichten Schatten der ebenso außergewöhnlichen Gehölze wachsen.
Bei aller Detailversessenheit hat Chatto auch immer die größeren Zusammenhänge im Auge und so kommt es, dass in einem Beitrag über Lenzrosen plötzlich von der Zubereitung eines Romanasalats mit Rucola und Kresse die Rede ist. Überhaupt schweift sie gerne ab und wenn man ihren Ausführungen folgt, dann erkennt man die Verflechtungen, die den Garten wie einen bunten Teppich aus Bildern und Geschichten erscheinen lassen. Zwischen den detaillierten, teils sehr poetischen Pflanzenbeschreibungen findet man immer wieder Hinweise auf wichtige Pflegearbeiten, Pflanzenkrankheiten oder Auswirkungen von Wetter und Klima auf die Gartenschönheiten.
An den Pflanzenlisten dürften Hobbygärtner, die nicht in der botanischen Nomenklatur bewandert sind, verzweifeln. Deutsche Namen werden da nur sporadisch genannt und die Abkürzungen und Fachausdrücke machen es Laien sehr schwer, darin zu lesen. Gartenneulinge auf der Suche nach konkreten Gestaltungstipps werden damit vermutlich ohnehin nicht allzu glücklich. Die Gartensituation mit ihren großzügigen Beeten und das britische Klima lassen sich kaum auf hiesige Hausgartenverhältnisse übertragen und viele der beschriebenen Pflanzen sind hierzulande nur in Spezialgärtnereien erhältlich.
Wenn man die inszenierten Bilder aus den Gartenzeitschriften gewohnt ist, wirken die sehr natürlichen Fotografien von Steven Wooster zunächst etwas altmodisch aber die herrlich unaufgeregten Bilder geben die Stimmung in diesem Waldgarten perfekt wieder. Leider werden nur wenige größere Beetsituationen gezeigt, stattdessen gibt es viele Abbildungen einzelner Pflanzen.
Ein sehr persönliches Buch, mit dem vermutlich nicht alle Hobbygärtner etwas anfangen können. Experimentierfreudige Schattenstauden-Verwender werden es lieben und Chatto-Fans sowieso. Eine Fundgrube für Pflanzenfreunde, die nicht nur Gartenrezepte zum Nachkochen suchen, sondern auch mal über den eigenen Zaun hinausblicken möchten.
Schattengarten
Die Pflanzen, die Jahreszeiten, die Stimmungen
Beth Chatto, Steven Wooster (Fotos)
DVA 2011
Gebundene Ausgabe
256 Seiten
EUR 34,99
Format 25,2 x 19,6 cm
ISBN-10: 3421038082
ISBN-13: 978-3421038081
In gekürzter Form erschien dieser Buchtipp in der Ausgabe Herbst/Winter 2011/2012 des Gartenkulturführers.
Weitere Informationen über die Autorin und ihre Gärten finden Sie auf ihrer Website: The Beth Chatto Gardens